Hameln guckt in Bad Münder ab

Flüchtlingshelfer besuchen Vorzeigeprojekt Fahrradwerkstatt / „Keinen Fehler doppelt machen“

Von Benedikt Dittrich BAD MÜNDER/HAMELN . Gut ein Jahr gibt es die Fahrradwerkstatt inzwischen. Ein Jahr, in dem mehr als 100 Fahrräder die Räume am Theenser Anger verlassen haben. „Wir haben acht aktuell zur Abgabe bereit, 38 befinden sich gerade in der Reparatur“; erklärt Leiter Dieter Stradtmann. 92 konnte er inzwischen an Flüchtlinge verteilen, einige gespendete Räder waren zu kaputt, um sie zu reparieren. Eine Bilanz, die auch die Aufmerksamkeit der Flüchtlingshilfe des Arbeitskreises Christlicher Kirchen in Hameln (ACKH) auf sich gezogen hat. Mehrere ehrenamtliche Flüchtlingshelfer und der Sozialpädagoge David Bartsch waren nun in der ehrenamtlichen Einrichtung in Münder zu Besuch. Bartsch kann sich vorstellen, im Rahmen des Projekts „Fuß fassen“ eine vergleichbare Werkstatt in Hameln zu koordinieren. Welche Rolle das DRK als Betreiber der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft in der Linsingen-Kaserne spielt und welche Akteure dabei noch im Boot sein werden, ist noch unklar. „Dafür gibt es auch solche Treffen wie in Bad Münder“, erklärte Bartsch. Zwei Vertreter des Roten Kreuzes aus Hameln waren ebenfalls bei dem Treffen in Münder anwesend, hatten bereits die Abgabe von einigen Rädern in Aussicht gestellt. „Wir wollen vor allem keine Fehler doppelt machen“, sagte einer der Helfer des ACKH, Wolfgang Nowotny. Erfahrungen sammeln also, von anderen Einrichtungen lernen. Eine dieser Erfahrungen ist, dass Stradtmann jedes Fahrrad erfasst und auf Laufkarten alle wichtigen Daten vermerkt. Außerdem bekomme jeder Flüchtling nur einmal ein Fahrrad. „Das gehört eben dazu“, sagt Stradtmann, „da sind auch einzelne Schlitzohren dabei, die die Räder weiterverkaufen.“ Deswegen gebe er auch keine Einzelteile wie Reifen oder Sättel raus. Bis zu 30 Euro verlangt Stradtmann von seinen Kunden für ein repariertes Rad. Zum Einen, um die Kosten für die Reparatur zu decken. „Wir wollen aber auch die Wertigkeit der Räder zeigen“, sagt Stradtmann. Auf Sicherheit legt Stradtmann ebenfalls wert: Jeder Käufer braucht einen Helm. „Der ist Pflicht“, erklärt Stradtmann, „auf ein Schloss verzichte ich inzwischen.“ Gute Exemplare seien zu teuer, deswegen würde er es inzwischen bei einem guten Rat belassen. Das Treffen war eingebettet in eine Versammlung der Akteure in der Flüchtlings- und Integrationshilfe in Bad Münder. Bei dem Treffen von Integrationslotsen und Mitarbeitern aus Stadt und Landkreis wurde schnell deutlich: Seit vor über einem Jahr besonders viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen, hat sich auch in Bad Münder viel verändert. Der Kontakt zum Landkreis „sei viel besser geworden“, berichtete eine Integrationslotsin. „Das Sportangebot kommt bei uns noch nicht so richtig in Gang“, erklärte hingegen Hermann Wessling, der das Netzwerktreffen organisiert hatte.