Im Ehrenamt gibt es keine Stempelkarte

Bad Münder (hzs).„Ich muss da einfach hin, sonst fehlt mir was“, stellt Richard Braun fest, und seine drei Mitstreiter aus dem Team der Münderschen Tafel nicken zustimmend. Der ehemalige Bauschlosser, Jahrgang 1947, ist einer der vier Tafel-Helfer, denen Bürgermeister Hartmut Büttner jetzt die „Ehrenamtskarte“ überreicht hat. Seit 2012 werden damit in Niedersachsen Ehrenamtliche bedacht, die pro Jahr mehr als 250 Stunden unbezahlte Arbeit geleistet haben. Eine Mindestgrenze, über die das Tafel-Quartett und der amtierende Leiter der Einrichtung, Dieter Hainer, nur schmunzeln können. Keine Frage, dass unterm Strich weit mehr geleistet werde, so Hainer. „Stempelkarten gibt es bei uns nicht“, fügt Braun hinzu. Büttner erfuhr an diesem Nachmittag einmal mehr, dass es sich bei der Münderschen Tafel um eine Erfolgsgeschichte handelt. Die Kooperation mit Springe und Lauenau klappe, die Qualität der Waren steige, 70 Prozent der Kunden seien Deutsche, zunehmend auch jüngere Menschen, erklärte Hainer. „Die Tafel ist ein Paradebeispiel für die Unentbehrlichkeit ehrenamtlicher Arbeit“, meint auch die städtische Fachbereichsleiterin Elisabeth Borcherding. Professionelle Arbeit, die allein auf Absprachen statt auf Arbeitsverträgen beruhe, habe die Tafel innerhalb kurzer Zeit zu einer aus Bad Münder nicht mehr wegzudenkenden Institution gemacht. „Für uns ist der Kontakt mit Menschen wichtig“, betont Christa Hachmeister, die einzige Dame im Team. Sie ist von Anfang an dabei. „Man sieht eben die Arbeit und packt an“, auch für den 70-jährigen Detlef Langreder aus Hachmühlen ist ehrenamtliche Arbeit eine Selbstverständlichkeit. Jahrelang hat er das Hachmühler DRK geleitet und war im Blutspendedienst aktiv. Vierter im Bunde ist der 38-jährige Christopher Wünsche. Das Tafel-Quartett bekam von Büttner neben einem Ansteckpin eine Urkunde und einen mit dem Ehrenamtskarten-Logo bedruckten Einkaufsbeutel. Der freilich blieb leer, denn die Liste der auf drei Jahre befristeten „Vergünstigungen“ ist zumindest im Bereich der Stadt mehr als mager. Einzig eine Ermäßigung beim Aufstieg auf die Türme in Deister und Süntel sowie beim Besuch eines Restaurants am Deisterhang winken den Ausgezeichneten. „In der Tat ist hier noch Luft nach oben, was die Zahl der Vergünstigungen angeht“, räumte Büttner ein. Landesweit gibt es mit der Karte eine Vielzahl von Vergünstigungen, beispielsweise reduzierte Eintrittsgelder für Museen und Veranstaltungen.